Rede Eva Blimlimger, Akademie der Bildenden Künste

Was ich mir vom ORF wünsche

 

Der ORF fragt neuerdings gewissermaßen in letzter Minute, und es ist schon fast zu spät, was wünschen Sie sich vom ORF?

 

Ich wünsche mir vom ORF, dass Sendungen wie Guten Morgen Österreich und Daheim in Österreich eingestellt werden, sie haben keinen öffentlich-rechtlichen Inhalt – Kolleg_innen aus dem ORF nennen es Zwergerlfernsehen. Wie Frühstücksfernsehen gehen kann zeigt die ARD und das ZDF.

Ich wünsche mir vom ORF, dass es mehr Sendungen mit öffentlich-rechtlichem Inhalt gibt, das kann auch in der Unterhaltung sein.

Ich wünsche mir ein wöchentliches Medienmagazin fürs Fernsehen in der gleichen hervorragenden Qualität wie #doublecheck.

Ich wünsche mir mehr Informationssendungen in der Qualität der ZIB 2.

Ich wünsche mir mehr Programme für Minderheiten.

Ich wünsche mir Programme, die der Aufklärung, der Förderung von Kunst und Kultur, der Bildung, der sozialen Gerechtigkeit, ja und auch des Sports verpflichtet sind.

Ich wünsche mir, dass sich der Generaldirektor vor seine Mitarbeiter_innen stellt und diese vor Angriffen schützt und zwar immer und sich dazu auch öffentlich bekennt.

Ich wünsche mir mindestens 50% Frauen in allen leitenden Positionen wie z.B. Landesstudiodirektoren, da steht es derzeit 2 Frauen zu 7 Männern, Chefredakteur_innen und so weiter – und diese sollen nicht nach parteipolitischen Zugehörigkeiten ausgewählt werden.

Ich wünsche mir, dass Fritz Dittlbacher nicht dem parteipolitischen Druck weichen muss.

Ich wünsche mir, dass Kathi Zechner nicht dem parteipolitischen Druck weichen muss.

Ich wünsche mir, dass Auslandskorrespondent_innen nicht dem parteipolitischen Druck weichen müssen.

Ich wünsche mir, dass niemand einem parteipolitischen Druck weichen muss.

Und ich wünsche mir endlich eine rechtskonforme Benützer_­innenordnung für das ORF Archiv, eine, in der jede und jeder das Archiv nützen kann und man nicht eine Produktionsfirma oder x was sein muss …

 

Meine Wünsche an die Regierung und das Parlament, denn die Bürgerinnen und Bürger werden ja leider nicht nach den Wünschen gefragt, da wird enquetiert und das ist es.

 

Haushaltsabgabe statt Gebühren für Medien mit öffentlich-rechtlichem Inhalt:

 

Damit Finanzierung des ORF

Damit Finanzierung der Freien Radios

Damit Förderung der Qualitätsprintmedien

Damit Förderung von Netzplattformen und anderen Netzangeboten mit öffentlich-rechtlichem Inhalt

Haushalte mit Einkommen unter 1.500 EUR sind von der Haushaltsabgabe befreit, und der Betrag muss von der Republik Austria refundiert werden.

Entparteipolitisierung des ORF und Professionalisierung der Aufsichtsfunktionen insbesondere des Stiftungsrates nach Vorbild der BBC und wie es der Rechnungshof formuliert hat: ein arbeitsfähiges, mit Beschlusskompetenz ausgestattetes Aufsichtsratsgremium zu schaffen und die operative Ausübung der Aufsichtsratspflicht qualitativ zu verbessern.

Entparteipolitisierung und Neustrukturierung des Publikumsrates nach Vorbild der SRG und der BBC, in dem Menschen sitzen, die gerne medial unterwegs sind.

Aufhebung des Online-Verbots für den ORF.

Festschreibung einer mit Konsequenzen verbundenen Quote Männer/Frauen 50:50.

Und jedenfalls keine Österreich-Contentquote, wir leben in Europa, wir leben in der Welt.

 

Jedenfalls wünsche ich mir einen vor allem parteipolitisch unabhängigen ORF, weiterhin qualitätsvolle Printmedien, weiterhin Freie Radios und und und … Nur das alles sichert die Demokratie ... und es gab eine Zeit, als das Wünschen noch geholfen hat.

 

Wien, Karlsplatz

6. Juni 2018